Taking off the rose coloured (sun)glasses – Finally arrived in CT!

Langsam aber sicher komme ich in Kapstadt an. Genau genommen in meinem Kapstädter Alltag. Ich gewöhne mich an die rund um die Uhr durch die Stadt heulenden – “Jetzt ist schon wieder was passiert!” – Polizeisirenen, ich lerne dank wöchentlicher Berichte meiner Mitstudenten, wer, wo und wann überfallen worden ist, welche Plätze und Straßen in der City definitiv zu meiden sind, schlürfe morgens regelmäßig grüne Fruit & Veg-Smoothies (350 ml für knapp 2,7 Euro) und bin überdies seit vergangener Woche stolzes Fitnesscenter-Mitglied. Es wird/ist Zeit, mich (wieder) in Form zu bringen!

Gestern habe ich außerdem meine ursprüngliche Unterkunft on Upper Pepper verlassen und bin an die Grenze von Bo-Kaap in den Stadtteil Tamboerskloof gezogen. Ein bisschen traurig war ich schon, denn die Verbindung zu Waseela und Fatima ist gegen Ende immer herzlicher geworden. Vor allem werden mir nicht nur die gemeinsamen Homework-Nachmittage mit der elfjährigen Tara, sondern auch die morgendlichen und abendlichen Chats mit Mitbewohner Mario, der mir sehr ans Herz gewachsen ist, abgehen. Schließlich war er es, der mich mit Kapstadt vertraut gemacht (mir u. a. die entscheidenden Bars und Cafes gezeigt 🙂 ), mir immer sein Ohr geliehen und mir bei jedem “Nice!”, das mir unabsichtlich über die Lippen gekommen ist, eins auf die Finger gegeben hat. Nice? Nein, “Nice” wird hier nicht gesagt. Viel zu simpel. Die Bemühungen der Sprachschule, sich möglichst variantenreich auszudrücken (“Say the same/similar thing, but differently!”), zeigen bei Mario definitiv und deutliche Erfolge. Der ist aber auch schon einige Monate länger hier als ich. Ich brauch für diese Anforderung noch ein bisschen, aber auch ich bin nach den ersten fünf Wochen bereits einige Schritte weiter. Awesome!

Kapstadt, ich bin angekommen! Ich freue mich, dass ich nun einen Platz habe, der mir richtig taugt. Hostmother Latiefa ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber nett, das Essen (bis dato hatte ich erst ein Dinner) so weit ganz gut und meine vier männlichen Housemates – abgesehen von der Tatsache, dass alle um einiges (!) jünger sind als ich – recht umgänglich. Als ich Samstagmittag das Haus in der Carisbrook Road betrete, sitzen zwei davon vor dem riesigen TV und liefern sich eine Playstation-Session. Hallelujah, das kann ja heiter werden!

Die ersten fünf Wochen sind für mich jedenfalls wie im Flug vergangen. Das Kennenlernen der neuen Lebensumstände, das Akzeptieren ungewohnter und unheimlicher Situationen und das Zurechtfinden in einer Welt, die so gar nichts gemein hat mit Europa, fällt mir schwer. “T.I.A.!” – “This Is Africa!”, erklärt uns Lee in einer meiner ersten “Academic Skills”-Klassen. Was genau hat das zu bedeuten? Und warum bringt sie diese Wendung in erster Linie mit Verbrechen und Straftaten in Verbindung? Nun, T.I.A.! Weil die eben vorkommen und passieren (können). Genauso wie die Tatsache, dass der Bus später oder die Verabredung gar nicht kommt. So ist es und nicht anders. Man muss einfach aufpassen, was man tut und wie man sich verhält, muss auf bestimmte Ereignisse und Erlebnisse auch einfach mal mit Gelassenheit reagieren.

Wenn ich allerdings höre, dass eine Frau aufgrund widriger Umstände von der Tour-Organisation in einem “Township” vergessen wurde, wird mir ganz angst und bange. Wie soll man gelassen reagieren, wenn man sich plötzlich mitten in der Nacht auf sich gestellt und ganz allein zurückGELASSEN (!) in einer einst als “No-go”-Ärea für Touristen geltenden und einer der weltweit gefährlichsten Siedlungen der überwiegend schwarzen (Ärmsten der Armen)-Bevölkerung zwischen Wellblechhütten und Baracken wiederfindet?!? Ja, auch “this is Africa!” Ich bin mir nicht nur wegen dieses einen Vorfalls, der hier wie ein Lauffeuer die Runde macht, unsicher, ob auch ich einmal eine solche Township-Tour mitmachen soll/möchte. Die Bilder, die ich dort zu sehen bekommen werde, werden mich wohl mein Leben lang begleiten. Aber eigentlich sollen sie das auch.

Fünf Wochen nach meiner Ankunft bin ich also endlich in (Süd-)Afrika angekommen. Fremder Kontinent, fremdes Land, fremde Stadt – und ich mitten drin!
Südafrika, ich bin zum Lernen hier. Ich beschäftige mich nicht nur mit deinen Sprachen, nein, auch mit deiner Geschichte, mit deinen Persönlichkeiten, mit deiner Kunst, deiner Kultur, deiner Kulinarik, deinen Menschen und deiner Bevölkerung! Was wird die Zukunft bringen? Wie geht es weiter?

Fest steht: Der Sommer kommt! Sonnenbrille ? (nicht rosa und keine Ray Ban!) auf und los!

“Perceiving Freedom” (2014) by Michael Elion – Umstrittenes “Memorial to the late Nelson Mandela” auf der Seapoint Promenade. Durch die Brille hat man direkten Blick auf “Robben Island”, die Gefängnisinsel, auf der Mandela Jahrzehnte seines Lebens verbringen musste. Der Künstler geriet stark unter Druck, weil er das Memorial in Form einer “Ray Ban”-Brille gestaltet hat – too much Promotion? – “Was bringt uns die Zukunft?”, fragen sich die Jungen …

… “Drohnen?” (siehe Pics)

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2 comments on “Taking off the rose coloured (sun)glasses – Finally arrived in CT!

  1. Hallo Agnes !! Jetzt bist Du für mich eine “Africaans” so bezeichne ich Dich,denn was Du schon alles erlebt hast ist für mich unwahr-scheinlich, und das alles in nur fünf Wochen. jetzt bist Du ja die “Henne” im Korb, Umgeben von Vier jungen “Hähnen” pass nur auf Dich auf,denn eine gewisse Gefahr herrscht jetzt auch in nächster Umgebung. Aber genug der Schwarzseherei (Diese Redewendung ist in Afrika etwas unpassend) Diese Episode des Vergessens In der Township ist bitter für die Person, aber wenn Immer mehrere zusammen sind, kann das eigentlich nicht passieren. Übrigens,der Österreichische Aussenminister Kurz ist derzeit auch in Südafrika auf Besuch,aber dies ist in den Medien wahrscheinlich nicht einmal eine Zeile wert.Also Kopf hoch,nicht unterkriegen lassen Bussi Fritz

    1. Lieber Fritz,
      dass Kurz da (Pretoria) ist od zumindest war, weiß ich – allerdings zugegeben von ORF.at, nicht von den lokalen Medien hier. Vlt wars einen Schnippel wert, kann ich aber ned sagen.
      Keine Sorge, die vier jungen Gockel weiß ich “abzuwehren” – das Interesse haelt sich ohnehin in Grenzen 🙂
      Bussi aus der Schule (auch am Nationalfeiertag)!

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