Ich ziehe um! Und die wirklich gute Nachricht gleich zu Beginn: Ich bleibe Bo-Kaap mit seinen bunten Fassaden erhalten! Das war mir wichtig und freut mich, dass das letztlich doch so reibungslos geklappt hat.
Das Viertel “oberhalb Kapstadts”, wie es übersetzt heißt, ist mir mittlerweile richtig ans Herz gewachsen. Oder ist es das Gefühl der Sicherheit, das sich momentan ausschließlich in diesem Umfeld einstellt, weil ich eben nun schon ganze drei Wochen hier gewohnt habe und nun behaupten kann, dass ich mich hier auskenne? Wie auch immer, Bo-Kaap, für mich der “Galitzinberg Kapstadts”, ist meine Hood, und wird es auch bleiben! Ich ziehe nur ein paar Straßen weiter, sogar noch ein bisschen näher dran an die Schule. Im ältesten Teil der Stadt leben heute mehrheitlich kapstädtische Moslems. Während ich den hiesigen Blogpost tippe, ertönt rundum die Einladung zum rituellen Gebet per Lautsprecher. Untertags sind die steilen, kopfsteingepflasterten Straßen und Gassen voll mit fußballspielenden Kindern. Immer ist was los, was mir ein beruhigendes Gefühl verleiht.
Ich merke nach wie vor tagtäglich, dass ich hier an meine äußersten Grenzen stoße. Klar, ich wusste, dass sich meine Lebensumstände komplett ändern würden, dennoch habe ich nicht damit gerechnet, dass ich sooo große Probleme mit der Umstellung haben würde. Kapstadt verpasst mir ein Korsett, das ich höchst ungern, aber dennoch tragen muss. Es ist meine eigene Angst, die mich dieser Tage so beherrscht und mich kaum frei atmen lässt. Untertags ist es kein Problem, sich frei zu bewegen, abends jedoch ist Achtsamkeit angesagt. Man ist – ob man will oder nicht – auf Taxis angewiesen; und nicht mal in denen ist man sicher, wie die Geschichte eines Studenten beweist, der unlängst vom Fahrer selbst überfallen worden ist.
Auch ist es das Ungleichgewicht der Gesellschaft, mit dem ich nur schwer klar komme. Wiederholt frage ich mich derzeit, was genau ich beitragen kann, um vielleicht – wenn auch nur geringe, aber immerhin – Änderungen herbeizuführen. Es ist Kapstadt mit seinen zwei komplett unterschiedlichen Seiten, das mich erschaudern lässt. Die heile Welt des Shoppings, des Abenteuersports, des traumhaft guten und gesunden Essens, der stylishen Mode, der Kunst, Kultur, und Architektur, des Weines und des Luxus trifft jeden Tag aufs Neue und das auch ganz offensichtlich auf die Welt der Armen, die nichts haben. Weniger als nichts. Heute begegne ich einer Schwarzen, die mich verzweifelt bittet, ihr ein Stück Brot zu kaufen. Weil ihr ihre Schuhe gestohlen wurden, läuft sie in Socken durch die Straßen. Löchrig. Eh klar. Und ich? Mir bleibt unweigerlich der glutenfreie Low-Carb-Cranberry-Almond-Snack, den ich gerade nasche, im Hals stecken.
Gestern (12.okt) war ich für Dich unterwegs “From Vienna Mountain to Perfekt(a) Street and return” Nicht lachen. Habe alles bekommen . Ist schon unterwegs zu Dir in die Schule. Sind froh , dass du in Bo Kaap bleiben kannst. Aber Bitte pass auf Dich auf. Jetzt noch ein Gag. Wusste gar nicht daß Du für den “Kurier” schreibst.Doppelseitiger Report über Kapstadt. Hätte von Dir sein können. Viele Grüße von uns
Hallo Fritz! Super, dass das am Wienerberg und im 23. alles so gut und offenbar schnell geklappt hat! Danke fürs schicken. Ich krieg dann sofort eine Benachrichtigung von de Schule, sobald das Paket da ist.
Im “Kurier”? Bist du sicher? Ich kenn nur den aktuellen Bericht in der “Krone”/Sonntagsbeilage – rund um das kapstädtische Essen. Titel: Kap des Guten Essens oder so ähnlich. Macht einem Mund wässrig, ja! 🙂 Bussi