Aurora über Abisko …

… oder (Nord)Lichter über Lappland! ✨⭐

Unsere letzte Station führt uns nach Abisko. Wir kommen mit der “Ofotbanen”, der Kiruna-Narvik-Bahn, hier her und befinden uns nun im fast nördlichsten Nationalpark Schwedens, ca. 100 Kilometer von Kiruna entfernt. 77 Quadratkilometer ist der groß, wir sehen zwar nur einen Bruchteil des Nationalparks, aber schon der ist einfach wow!

Alter Schwede! Eine beeindruckende, wilde Naturkulisse aus Eis und Schnee direkt am komplett zugefrorenen Torneträsk-See. Wenn wir Schneemobile drüber flitzen sehen, rätseln wir immer, wie dick die Eisschicht wohl sein mag. Übrigens “prüfen” auch Resi und ich die Tragfähigkeit des Eises. Es hält uns natürlich. Es ist einfach alles ein Erlebnis hier, aber der Hauptgrund für unsere Reise nach Abisko ist eine ganz spezielle Absicht. In Abisko kann man nämlich europaweit am besten tanzende Nordlichter in den blauen Polarnächten beobachten. 💫

Aber dazu später! Es gibt so viel zu tun. Abisko bietet sehr viele Aktivitäten an: Geführte Schneeschuhwanderungen, Hundeschlittenfahrten, Langlauftouren, Wanderungen auf den Kebnekaise, dem höchsten Berg Schwedens (ca. 2100 m). Außerdem startet hier der 430 km lange Weitwanderweg Kungsleden – muss wunderschön sein. Für mich wäre das aber eher ein Abenteuer für die warmen Monate, auch wenn er ganzjährig bewandert werden kann.
Wir entscheiden uns für eine Elch-Tour; Viktor, unser Guide, holt uns mit dem Auto aus Abisko ab und fährt mit unserer Kleingruppe wieder zurück Richtung Kiruna. Na toll, wenn wir das gewusst hätten, hätten wir das “Moose Sporting Adventure” bereits von hier aus gebucht. Wie auch immer, der Ausflug gestaltet sich leider nicht ganz so leiwand wie erhofft. Zwar sehen wir Elche und Rentiere, jedoch streikt die Karre (AdBlue ist ausgegangen, Wagen ließ sich nicht mehr starten) plötzlich und wir stehen zu acht mitten auf der verschneiten Straße und warten auf unser Ersatzfahrzeug. Um nicht zu erfrieren, stapfen wir über den knirschenden und quietschenden Schnee durch die Landschaft und bekommen von Viktor Tee eingeschenkt. Es ist ärgerlich. Am Abend kümmere ich mich darum, einen Teil der Kosten wieder rückerstattet zu bekommen.

Nach unserer Rückkehr nutze ich die hauseigene Sauna (bastu). Von der STF Abisko Turiststation, die vom Schwedischen Tourismusverband betrieben wird, sind wir übrigens begeistert. Sie bietet neben Hotelzimmern auch Hütten und ein Hostel an – hier ist für jedes Geldbörsl was dabei! Dort esse ich übrigens auch mein erstes Reindeer Roast Beef. Yummie!

Und am Abend sehen wir sie dann am Firmament tanzen!!!
Die Nordlichter! Mit einem Schlag sind wir entschädigt für alle die Troubles bei der Elch-Tour am Nachmittag!

Chasing the lights

Wie genau dieses Phänomen entsteht, habe ich bis jetzt nicht verstanden, macht aber auch nichts. Erklärungen gibt es im Internet zuhauf – hier die kürzeste, die ich gefunden habe: “Nordlichter entstehen durch Sonnenpartikel, die auf die Erdatmosphäre treffen und Licht erzeugen.” Alles klar! Polar- bzw. Nordlichter, auch als “Aurora borealis” bekannt, treten hauptsächlich in den Polarregionen auf. Das stimmt allerdings nicht ganz, denn Aurorae konnte man zuletzt sogar in Deutschland und Österreich beobachten, wo sie künftig auch häufiger zu sehen sein werden.

Mit Hilfe diverser “Aurora”-Forecast-Apps gelingt es uns, tatsächlich die vorhergesagten Polarlichter zu sehen. Der so genannte “Kp-Index” (0-9), eine planetarische Kennziffer, gibt an, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, am aktuellen Standort Nordlichter zu sehen. Dieser wurde entwickelt, um solare Teilchenstrahlung durch ihre magnetische Wirkung darzustellen. Ich verstehe nur Bahnhof. Ist das Physik, Astronomie, Chemie? Am besten dem ganzen Spektakel in eigener Forschung auf den Grund gehen. Dazu führen wir eine Liste und öffnen das Fenster im Hotel, um den Himmel überblicken zu können:

WannKp-Index (0-9)% Wahrscheinlichkeit
5.3. / 18:26 Uhr3.00*26 %
/ 18:49 Uhr3.0028 %
/ 18:55 Uhr3.0030 %
/ 19:01 Uhr3.0031 %
/ 19:08 Uhr32 %
/ 19:33 Uhr34 %
/ 19:46 Uhr2.33**37 %
Komisch, der Kp sinkt, aber wir müssen JETZT raus!
SOOO hoch war die Wahrscheinlichkeit noch nie!!!
42 %

* Kp 3 – Unsettled – Bright auroras visible at zenith. Pale green colour more obvious
** Kp 2 – Quiet – Auroras readily visible and become brighter and more dynamic

Die Wahrscheinlichkeit heute Nacht, welche zu sehen, steht bei 42 %. Wir müssen raus! Also werfen wir uns wieder in unsere Schalen! Mehrere Schichten übereinander, das Zwiebelschalen- bzw. Michelin-Männchen-Prinzip ist angesagt, Hautfettcreme nicht vergessen! Ich treibe Resi regelrecht an, denn sie hat da eine ganz genaue Vorgehensweise, was ihre Schichten betrifft und braucht daher gefühlt immer Ewigkeiten. Diese Zeit haben wir aber nicht, denn die Nordlichter warten nicht auf uns, ganz im Gegenteil, WIR müssen sie “fangen”. Chasing the magical Northern lights!

Als wir das Hotel verlassen, stellen wir fest, dass auch andere Gäste auf der Jagd nach der Lichtenergie sind. Es stehen etliche Grüppchen vor dem Eingang und warten bis sie entweder abgeholt werden oder ihre Begleiter:innen endlich da sind. Wir machen uns auf eigene Faust auf den Weg und beschließen einen Punkt zu finden, wo wir freien Blick in den Himmel haben!

Tags darauf spazieren wir ein bisschen im Nationalpark, auch durch eine kleine Schlucht nahe der Turiststation. Knackig kalt ist’s. Da oben. In Lappland. Resi und ich scherzen, Lappen hätten kein Kälteempfinden. Bei Eisestemperaturen stehen sie mit kurzen Ärmeln draußen und zucken nicht mal mit der Wimper. Oh wow.

Unsere Wimpern frieren ein und vereisen als wir auf der “Seilbahn” (es handelt sich um einen recht alten Sessellift… ohne Haube!) sitzen und abends zur Aurora Sky Station (900 Höhenmeter) hochfahren. Das Thermometer zeigt bei unserer neuerlichen Jagd nach weiteren Nordlichtern minus 20 Grad. Brrrrr, eisig!!! Obwohl wir in der Talstation zusätzlich zu unserem Winter-Outfit noch mit einem Thermo-Overall und warmen Schuhen ausgestattet werden, ist es (und uns!) ar(kti)schkalt! Gefühlt haben wir 50 Schalen übereinander an, Zwiebelschalen-Prinzip deluxe also! 😉

In dieser Nacht haben wir allerdings Pech, es sind keine Polarlichter zu sehen.

Am Vormittag des nächsten Tages fahren wir wieder rauf, um die weitläufige Aussicht auf den Torneträsk und den Nationalpark auch bei Tageslicht zu genießen. Es ist gewaltig!!! Der Blick auf die “Lapporten”, dt. Lappenpforte, beeindruckt mich besonders!

(Nachtrag 1, 24.07.2023): Schade, wenn ich heute meine Aurora-App öffne, beträgt mein Kp-Index nur 0.67. Das entspricht einer 1%igen Wahrscheinlichkeit jetzt in Ost-Österreich Polarlichter zu sehen. *Heul*

(Nachtrag 2, 25.09.2023): Plötzlich waren sie da!

(Nachtrag 3, 06.11.2023): Meine App, die ich immer noch installiert habe, zeigt einen Kp-Wert von 7.00. Wieder waren Polarlichter in Ö zu sehen!

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