Bitte, wo ist der Ausgang?
Bin kraftlos und immer noch unausstehlich müde. Tag 4 macht mir ordentlich zu schaffen. Es hat sich allerdings nichts Wesentliches verändert, kein Treatment-Change, vegetarische Mahlzeiten drei Mal täglich wie üblich, und seit zwei Tagen verzichte ich auf meine Touren, verhalte mich also außergewöhnlich ruhig. Dennoch fühle ich mich so, als hätte mich gerade jemand irgendwo ausgespuckt. Ich will hier raus. Was ist nur los? Nicht mal das mit Baumwurzelstaub versetzte Wasser schmeckt mir. Dabei ist gerade das so heilvoll. Entspannung finde ich heute definitiv auch keine, das merke ich schon bei meiner morgendlichen Yoga-Einheit. Ich bin eher unkonzentriert, wenn ich – im Savasana liegend – beobachte, wie rote Riesenameisen ihre Beute (tote Käfer, die um ein Vielfaches größer sind als sie selber) längs neben meiner Matte vorbeitragen.
Heute merke ich zum ersten Mal, dass das alles kein Kindergeburtstag resp. Zuckerschlecken (das schon gar nicht!) ist. Die Temperaturen halten untertags bei 40 Grad. All das strengt mich heute besonders an, macht mich sogar wütend und laugt mich aus. Den Mosquitos schmeckt mein Blut, wie mir scheint, am besten von allen, und so saugen sie mich – Super, danke, das auch noch! – blutleer. Die Dippeln, die ich auf Armen und Beinen hab, sind unterschiedlich groß, tun aber alle gleich weh, nämlich mörder.
Apropos Mörder: Wenn abends alle (derzeit acht, aber zwei kommen noch) beim Dinner zusammensitzen und ein Stromausfall wieder einmal die ganze Situation in dunkle Nacht hüllt, stelle ich mir vor, Agatha Christie hätte den Schauplatz ihres Bühnen-Krimis “Und dann gab es keines mehr / Zehn kleine Negerlein” nicht auf eine einsame Insel, sondern einfach hierher verlegen sollen. Da läufts mir dann kalt über den Rücken – was aber nicht schaden kann, weils eh so unterträglich heiß ist.
Egal, Augen zu und durch!