Schwarztee, Grüner Tee, Weißer Tee – ein Besuch in einer Teeplantage ist daran schuld, dass ich künftig mehr Tee trinken werde. Konkret grünen bzw. weißen Tee. Wusstest ihr, dass alle drei Teesorten aus ein und derselben Pflanze hergestellt werden? Ich nicht. Ich bin ganz begeistert. An den Hängen der Kardamomberge / Cardamom Hills (Teil der südindischen Gebirgskette “West-Ghats”) reiht sich eine Produktionsstätte an die andere. Wunderschön anzuschauen, zieht sich der üppig-grüne Teestrauchteppich über die sanften Hügel so weit das Auge reicht. Nicht nur dem Kautschuk gefällt das regenreiche und heißschwüle Klima hier in Kerala, sondern eben auch dem Tee. Und obendrein auch dem Kaffee und unzählig vielen Gewürzen.
Die Fabrik, in der wir ein bisschen mehr über das Herstellungsprozedere des Tees erfahren, erreichen wir nach einer etwa zweistündigen Autofahrt. Wieder bin ich mit Hervé und Julia unterwegs. Kurvig und rasant geht’s bergauf. Angesichts der Höhenmeter, die wir zurücklegen, verschlägt’s mir meine Ohren. Wie wir schlängeln sich Unmengen an Tuk Tuks, Mopeds, Autos, Reise- und Linienbusse und auch einzelne Kühe bzw. ganze Herden zu Fuß aufwärts. Kühe in Indien – so scheint es – haben das Recht, all das zu tun, was ihnen gerade ge- und einfällt. Nicht nur einmal steht heute eine mitten auf der Straße, bewegt sich keinen Zentimeter weiter und bringt den bis dahin fließenden Verkehr zum Stillstand. Muh!
In Pathumallay angekommen, erfahren wir, dass weißer Tee ausschließlich aus den Blattknospen (genau das macht ihn so exklusiv) gewonnen wird; für den grünen Tee verwendet man zusätzlich das nächstjüngste Blatt, für den schwarzen dann alle bis hin zum drittjüngsten Blatt. Die Sträucher werden in regelmäßigen Abständen per Hand bepflückt und schauen so aus, als würde täglich der Rasenmäher drüber fahren. Die entsprechend sortierten Blätter/Pflanzenteile werden dann per Luftstrom gewelkt, in so genannten “Rollern” von überschüssigen Stengeln befreit und dann fermentiert. So viel zur bzw. so kurz nur meine laienhafte Erklärung, was die Herstellung des künftigen Heißgetränks anbelangt. Gerne wäre ich auf den engen Pfaden zu den Teepflückerinnen hingelaufen, um selbst ein paar Buds abzupflücken und in die Sammelsäcke zu werfen. Da sich in den Sträuchern aber haufenweise Schlangen tummeln, hab ich mir das dann relativ schnell anders überlegt. Muss ja nicht sein.
Wir beenden den Ausflug mit einem kurzen Stopp bei einem Elefanten-Camp und einem auch nicht viel länger währenden Grenzübergang in den Bundesstaat Tamil Nadu. Ganz in der Nähe von dem dort befindlichen sehr symphathischen, kleinen Örtchen Kumuli (Kumuly) befindet sich der Eingang in das besonders bei den Indern sehr beliebte Periyar-Wildschutzgebiet. Leider wird mir am Rückweg ziemlich (konkret mehrmals hintereinander) übel (warens die kurvigen Straßen, der Chai-Tee bei den Elefanten oder doch die Sonne?) – meine Begleiter und auch der Fahrer kümmern sich aber rührend um mich, indem sie mich mit kaltem Wasser für einen kühlen Nacken, Wassermelone und Kokosnusswasser versorgen. Beim Dinner hab ich mich so weit erholt, dass ich wieder problemlos zulangen kann. 🙂