Ungefähr 20 Kilometer weiter südlich von Cape Town liegt das kleine an der Atlantikküste gelegene und für mich definitiv besuchenswerte Fischerdorf Hout Bay. In der “Holzbucht” befinden sich ein kleiner Hafen (mit teilweise abgesoffenen Booten), etliche Souvenir-Shops und Restaurants, die vordergründig Fisch feilbieten. Aufgrund des hiesigen Fischreichtums zählt das Küstenstädtchen seit den 50er Jahren zu einem wichtigen Ort der südafrikanischen “fishery”.
Wieder bin ich gemeinsam mit Kristin unterwegs, mit der ich mit offenem Mund beobachte, wie mindestens 14 riesige Yellowfin Tunas (Gelbflossen-Thunfische), die bis zu 15 Kilogramm schwer sind, an Land (also in den Hafen) gebracht, dort zerlegt bzw. filetiert, natürlich auch verkostet (ich schmunzle über eine griffbereite Soja-Sauce auf dem Tisch) und schließlich entweder an wartende Thun-Liebhaber, Restaurantbesitzer oder Zwischenhändler verkauft werden. An den zufriedenen Gesichtern der Fischer – wohl nicht nur des (zugegeben distinktiven) Geschmacks wegen – kann man ablesen, dass es sich offenbar um einen ertragreichen Fang handelt.
Thunfisch und nachhaltige Fischerei? Geht bzw. gibt es das überhaupt? Schlagworte wie “Überfischung”, “Fangquoten” und “-methoden” sowie generell die wirtschaftliche Bedeutung kommen mir in den Sinn. Ich weiß, hinsichtlich der Aufrechterhaltung und des Artenschutzes dieser bedrohten Tierart ein wenig schmackhaftes Thema, schließlich wird der Tuna nach wie vor gern in Form von Sushi, Sashimi oder auf einer Pizza Tonno verspeist; und auch ich konnte mich diesem Genuss bis dato nicht entziehen. Je mehr ich mich allerdings in diesem weit ausgebreiteten, aber engmaschigen Netz an Informationen verfange, desto weniger mundet mir der Tuna. Also entscheide ich kurzerhand, ihn von meiner persönlichen (Lieblings-)Speisekarte zu streichen.
Nun zählt zwar der besagte Gelbflossen-Thunfisch im Vergleich zu seinen Artgenossen wie dem Roten Thun, dem Blauflossen-Thun oder dem Großaugen-Thun noch zu den weniger bedrohten Arten, dennoch will ich mir ein Bild von der Gesamtsituation machen und stoße dabei auf ein (wenn auch nur kurzfristig) erheiterndes Detail: Von Umweltorganisationen wird die ICCAT (International Commission for the Conservation of Atlantic Tuna) wegen ihrer – im Gegensatz zu ihrem Ziel der langfristigen Arterhaltung nämlich – die Fischer begünstigenden Haltung stark kritisiert und oft scherzhaft als “International Conspiracy to Catch All Tuna” (“Internationale Verschwörung, um alle Thunfische zu fangen”) bezeichnet.
Am späten Nachmittag schauen wir jungen (vorwiegend männlichen) Freizeitsportlern beim Wasserspringen ins Hafenbecken zu. Der eine oder andere – so weit ich das beurteilen kann – macht dabei wirklich eine gute Figur, während andere sich auf den Bug eines Schiffes hieven, um von dort – zum Gaudium des Publikums – einen fast olympiareifen “Bauchfleck” zu zeigen.