Auferstanden

Auferstanden von den Todmüden. Am heutigen “Good friday” / Karfreitag beschließe ich, meine müden Knochen wieder in Bewegung zu setzen. Ich erwache um 8 Uhr ausgeruht und nehme nur wenige Minuten später mein Frühstück ein. So muss das sein. Eigentlich sollte ich die erste Mahlzeit des Tages erst nach meiner Yoga-Einheit zu mir nehmen, aber weil mein Lehrer aufgrund des Feiertags frei hat, komm ich schon früher in den Genuss.

Den Vormittag verbringe ich Butterfly-Pose-ausübend auf meinem Lieblingsplatz mit Aussicht. Man hört, dass heute etwas im Gange ist. Es tönen christliche Melodien, die von Imamen und hinduistischen Ritualgesängen abwechselnd abgelöst werden, durch die heißschwüle Luft. Es ist heiß, mir ist heiß. Man möge mir bitte mit einem Palmblatt Luft zuwedeln. Nach meiner ebenso heißen, aber sehr erholsamen Abyhanga-Massage fühle ich mich zu neuen Abenteuern bereit. Ich möchte gern wieder eine Runde drehen, vielleicht schaffe ich es sogar bis runter zur Kirche im Dorf? Bestimmt gibt’s dort was zu sehen. Auf dem Weg dahin kommen mir unzählig viele Leute entgegen. Kurzerhand entscheide ich mich, genau den – mir bis dato – unbekannten Weg einzuschlagen, aus dem hier alle herauskommen. Irgendwo müssen die ja alle gewesen sein. Das Ziel ist dieser Weg, denke ich mir, bevor ich neugierig losstarte. Bald finde ich mich in einer kurz davor beendeten Karfreitagsandacht (gibts sowas überhaupt?) wieder, ein paar Leute stehen noch zusammen und plaudern, räumen auf oder bauen den Altar ab. “Are you Christian?”, werde ich gefragt, woraufhin ich mich sofort bekreuzige. Sogleich wird mir töpfe- und tonnenweise Essen angeboten, das ich wegen meines derzeit eher empfindlichen Magens dankend abwinke. Spaziere dann weiter durch die Gummibaumwälder, anfangs auf asphaltierten Wegen, später auf Forststraßen, immer tiefer in die latexspendenden Gewächse hinein. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass es Zeit wird umzukehren. Hm, wo bin ich jetzt gerade hergekommen? Google (Maps), zu Hilf! Das kann ich mir allerdings abschminken, denn besagter Landkarten-Dienst kann zwar mein Resort orten und anzeigen, aber die Zufahrtsstraße schon nicht mehr. Geschweigedenn all die Wegerl und Pfade, die es zu Tausenden hier gibt. Ich bin also auf mich allein gestellt. Auch das Kartenmaterial, das mir Jibu, der Resort-Manager, zuvor in die Hand gedrückt hat, ist wenig hilfreich: handgezeichnet, falsche Distanzen/Zeitangaben und obendrein in einem völlig unmöglichen Maßstab.
Irgendwann komme ich dann aber doch wieder zurück ins Resort – schweißgebadet. Gerade noch rechtzeitig, um kalt zu duschen und mich geistig kurz auf mein neues Treatment vorzubereiten: heiße Kräuterstempel! Yay, die kenn ich schon von Zamorins und find ich klasse! Da döse ich weg wie nix.

Abends, nach dem Dinner, macht sich wieder mal der Himmel deutlich bemerkbar. Er schickt einen sturzbachähnlichen Regenguss hernieder, der für erfrischende Abkühlung sorgt. Maria, eine Kur-Kumpanin, und ich tanzen im Regen, während uns die anderen amüsiert zuschauen. Auch Dr. Sheela gesellt sich zur Runde – und wartet bereits mit frischen, trockenen Handtüchern auf uns. Wow, ich fühl mich wohl hier!

One thought on “Auferstanden

  1. hello agnes,

    das freut mich zu lesen, dass du den einstieg (oder sag ich besser AUSstieg?) jetzt geschafft hast.

    bei uns ist es ziemlich ruhig. bis auf die highlights “new bed for resi” und natürlich unserem ratschenden ministranten, der schon ziemlich am zahnfleisch daherkommt 😉

    heute abend ist auferstehung und morgen kommt papa zum legendären ostermenü bei den großeltern grasl.

    bu & alles gute weiterhin!
    nina

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